Was bedeutet «Phänologische Jahreszeit»?

Im Gegensatz zum klassischen Kalender, der das Jahr in vier Jahreszeiten einteilt (Frühling, Sommer, Herbst und Winter), orientiert sich die Phänologie an der Natur selbst. Sie beobachtet z.B., wann bestimmte Pflanzen blühen, Früchte tragen oder ihre Blätter verlieren – also natürliche Entwicklungsstadien (sogenannte phänologische Phasen).

Daraus ergibt sich eine feinere und lebendigere Einteilung des Jahres in zehn phänologische Jahreszeiten, die je nach Wetter und Standort leicht variieren können. Sie geben einen präziseren Eindruck davon, wie weit der Jahreslauf in der Natur fortgeschritten ist.

Phänologische Jahreszeiten und Beispiele zugehöriger Phänomene im Überblick:

  • Vorfrühling – Die Hasel und das Schneeglöckchen beginnen zu blühen. Die ersten Bienen fliegen an sonnigen Tagen aus. Die ersten Zugvögel kehren zurück.
  • Erstfrühling – Die Forsythie blüht auf. Die ersten Amphibien (z.B. Erdkröten) wandern zu ihren Laichgewässern.
  • Vollfrühling – Die Apfelblüte beginnt. Der Kuckuck ruft und die Schmetterlinge sind wieder unterwegs.
  • Frühsommer – Der Holunder beginnt zu blühen sowie eine Vielfalt von Wiesenblumen. Auch die Schwalben sind nun zurück.
  • Hochsommer – Die Johannisbeeren reifen. Viele Jungvögel werden flügge.
  • Spätsommer – Es beginnt die «Brombeer-Zeit». Die Abende werden spürbar kühler.
  • Frühherbst – Die Obsternte beginnt. Erst Blätter verfärben sich herbstlich.
  • Vollherbst – Grosse Vogelzüge sind zu beobachten. Das Laub ist bunt.
  • Spätherbst – Fast alle Bäume sind entlaubt. Es gibt erste Frostnächte und viele Tiere ziehen sich in ihre Winterquartiere zurück.
  • Winter – Vegetationsruhe.

Diese Einteilung ist besonders hilfreich, wenn man mit Wild- und Heilpflanzen arbeitet, da viele Pflanzen nur zu bestimmten Zeiten in ihrer besten Ernte- oder Erkennungsphase sind.

Unsere Kurse orientieren sich daher nicht am Kalender, sondern am natürlichen Jahreslauf. So begegnen wir den Pflanzen genau dann, wenn sie sich in ihrer jeweiligen «Hoch-Zeit» befinden – ganz im Sinne einer naturnahen und achtsamen Pflanzenbegegnung.